Der innere Meister

Im Kloster sprach ich mit einem deutlich arroganten Schüler, der sich nicht durch seinen Meister belehren lassen wollte. Auch schien er mir in seinem Innern sehr durcheinander, nicht so wie die anderen Schüler. Ich entschloss mich, ihm etwas zu lehren, was sein Meister nicht hören musste und was sonst keinem Schüler gelehrt wurde. Diese Erkenntnis kann durchaus auch von selbst kommen, setzt aber voraus, dass man sich dem öffnet. Um ihn überhaupt zu öffnen sagte ich ihm:

Du musst lernen, Dich Deinem Meister unterzuordnen. Es geht nicht darum, dem Meister zu gehorchen. Denn der Meister bist Du! Du trägst ihn in Dir und es gilt, ihn zu finden und zu stärken – von ihm zu lernen. Der Meister gegenüber dient Dir nur als Spiegel. Er stellt sich zur Verfügung, um Dir die Möglichkeit zu geben, in Dir Deinen Meister zu finden. Bringe ihm Respekt entgegen und ordne Dich ihm unter, denn das gibt Dir die Möglichkeit, Dich Deinem inneren Meister unterzuordnen und Dir die Möglichkeit, Dir die nötige Disziplin für Deinen Weg anzueignen. Denn über diesen Weg geht es leichter.

Der Meister muss dabei nicht notwendigerweise ein Erleuchteter sein. Es kann auch ein einfacher Bauer sein, der es selbst nicht versteht (in diesem Fall verstand der Meister es auch nicht, sonst hätte er es dem Mann selbst gelehrt).

© René Bartelmus

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